Seelenwiesen - Gedankensplitter

Vom Raunen der Runen

Zahlreich sind die Schriftformen der Völker auf dieser Welt. Noch zahlreicher die Schrift-Zeichen aus denen die Schriften bestehen. Selbst Knoten dienten bekannter Weise als Schrift.

Ohne Schrift gäbe es diese Zeilen nicht. Es gäbe keine Computer, keine Wissenschaft, wie wir sie heute kennen und - manchmal zu sehr - verehren.

Gleichwohl gab es Gemeinschaften, die sich der Schrift über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende nur sehr zurückhaltend bedienten. Und es gibt sie irgendwo auf der Erde vielleicht noch immer.

Einerseits legten einige unserer Altvorderen großen Wert auf die Erinnerung an das gesprochene Wort, erzählten Geschichten am Feuer, trugen wesentliche Erfahrungen mündlich von Generation zu Generation. Wobei sie sicherlich sorgsam darauf achteten, die Zuhörenden nicht mit Wissen zu überfrachten. Gelehrt wurde, was für das Überleben wichtig war. Und sicher wurde am Feuer auch getanzt, gesungen und gelacht.

Die Schrift erwuchs in den Wäldern des Nordens möglicherweise aus einzelnen Zeichen, die immer wieder kehrten und eine Rolle im Leben der Gemeinschaft spielten.

So beobachteten die frühen Menschen bereits sehr genau die Sterne, Vater Sonne und die Mondin; lebten achtsam mit und auf Mutter Erde, deuteten die Zeichen, die sie in der Natur vorfanden.

Möglicherweise waren diese früheren Menschen nicht so primitiv, wie wir uns gerne glauben machen. Wer weiß schon wann die Geschichte über diese fernen Ahnen endgültig geschrieben werden wird. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass abseits der zurzeit vorherrschenden Evolutions-darstellung eine Geschichte von Menschen erzählt wird, deren Hülle zunächst gar nicht so körperlich fest gestaltet war wie die unsere heute.

Vielleicht bestanden diese Ahnenwesen erst einmal nur aus purer Energie, die sich im Laufe der Zeit zu Seelen formte. Immerhin beschreiben viele heilige Urgeschichten aus allen Teilen der Welt mit unterschiedlichen Worten ein und das selbe Ereignis. Sie erzählen uns von dem All-Einen, dem Sein oder dem einen Gott aus dem wir alle hervorgekrochen kamen.

Diese ersten aus dem Ganzen gelösten Seelen-Wesen benötigten keine Nahrung; denn sie waren ja reine Energie. Doch fanden vielleicht an der Idee der Nahrung Gefallen. Erst an den Schwingungen, dann an Farben, Klängen und Düften.

Je intensiver sie ihre eigenen Gedanken erweckten, desto fester wurden die Formen.

Es entstand Nektar in durchscheinenden Kelchen, die im Laufe der Zeit zu Pflanzen wurden. So verfestigten diese Seelenwesen ihre Körper und mit ihnen ein gesamtes Universum und nach und nach dann mehrere Multiversen.

Seither blicken wir sehnsüchtig zu den Sternen.

Manche sehen genauer hin, entdecken schattenhafte, wabernde Energiefelder zwischen sich und den Dingen ihrer Umgebung. Schauer laufen ihnen über den Rücken; denn sie erinnern sich vage, ahnen ihren eigenen Ursprung.

Aus dem Geist ist Materie erwachsen. Seelenwesen manifestierten zu Menschen, verloren Fähigkeiten, gewannen neue hinzu. Bald schon vergaßen sie, dass sie es waren, die alle Materie selbst gestaltet hatten. Sie hörten die heiligen Klänge nicht mehr, spürten jedoch die Sehnsucht nach dem gemeinsamen Heiligen Eins.

So begannen sie Engelwesen, Götter, göttliche Namen und Symbole in die Welt zu bringen. Bei Gefahr flehten sie um Hilfe, glaubten an einen Gott, glaubten eine Göttin herbei, die sie schützen würde, schufen Zeichen über die sie mit ihren Göttern in Verbindung treten konnten. Und - mehr als die Kühnsten unter uns heute ahnen - sie erschufen dank der Kraft ihrer Gedanken wahrhaftig Göttinnen und Götter, die mit Hammer, Schwert, Feuer und Liebe stark wie Felsen an ihrer Seite standen und ihre Sippe umarmten. Übermächtig und immer bereit für die erstarkende Menschheit einzutreten.

Einige Menschen jedoch, die stärker sein wollten als andere, begannen einander zu neiden und zu zürnen. Und so übertrugen sie recht bald Neid und Zorn auf ihre jungen Götter.

Als Über-Abbild der Menschen erwuchsen einige dieser Götter zu unberechenbaren Kreaturen. Unsere Vorfahren begannen ihnen zu opfern und zu beten, die Göttlichen mögen ihnen wohl gesonnen sein; denn andernfalls würde es der Sippe schlecht ergehen. Und ja, wer die Götter erschafft, der denkt auch Unwetter herbei. Ich vermute, nur wenige von uns können sich den noch heute ganz realen Einfluss unserer Gedanken: Wut, Ängste, Freude - auf die Umwelt vorstellen. Blitz und Donner unserer Synapsen gespiegelt durch die Stratosphäre.

Die Altvorderen wussten, dass auch andere Sippen dieselben Göttlichen für sich beanspruchten und hofften, durch größere, schönere und heiligere Opfer, diese Überwesen auf ihre Seite zu ziehen.

Die Trennung der Seelenwesen vom Sein hatte eine weitere Wesenheit in einige der Multiversen geboren: die Zeit.

Dinge wurden geboren, wuchsen, starben, zerfielen zu Staub und wiederum wurde Neues aus immer denselben Energien geboren.

Unsere Vorfahren begannen in den Ereignissen ihrer Zeit drei Göttliche Zustände zu erkennen, das Vergangene, das Bestehende, das Kommende. Sie waren davon überzeugt, dass die Vergangenheit Einfluss auf das Jetzt und auch auf die Zukunft haben würde. Die Zukunft war dem Schicksal gleichgesetzt und durch den Menschen selbst kaum veränderbar. Und doch schien es möglich das Kommende zu erleichtern, zu verbessern, indem Funken des Guten in das Netz der Ereignisse eingeflochten wurden.

Tatsächlich habe ich vor kurzem irgendwo im Netz gelesen, dass die nordischen Menschen zunächst nur Vergangenheit und Gegenwart kannten. Der Gedanke an eine Zukunft könnte ihnen zunächst fremd gewesen sein. Jäger und Sammler, die im beten Sinne der Begrifflichkeit vielmehr im Hier und Jetzt lebten als wir es uns heute ausmalen. Ein Leben, vollkommen ohne Zukunft. Das klingt nach: keine Zukunft haben. Doch das meint es nicht. Vielmehr spielte die Zukunft keine tragende Rolle für jene Menschen. Anders als bei uns, die wir noch mit Achtzig für die Zukunft sparen - wie absurd ist das? Wir fotografieren den Augenblick um uns in Zukunft zu erinnern. Besser wäre, wir leben den Augenblick.

Wie dem auch sei. Irgndwann in jener Vorzeit, die hinter den Nebeln liegt, bekamen die drei Zeiten Namen. In einigen Kulturen hießen sie Urth (als Wächterin des Vergangenen), Verdandi (Wächterin der Gegenwart) und Skuldr (Wächterin der Zukunft). Sie sind uns als die Nornen überliefert, die am Urthbrunnen leben und dort an einem gigantischen Netz das Schicksal der gesamten Menschheit flechten. Alles Wissen über die Menschen aller Zeiten ist in das Netz eingewoben. Eine ähnliche Erkenntnis aus einem anderen, asiatischen Lebensraum ist in der Akasha-Chronik beschrieben.

Im Laufe der Entwicklung des nordischen Glaubens gewannen die Zeichen an Bedeutung. Über diese Zeichen, die im Ursprung Symbole für Gottheiten und deren Eigenschaften gewesen waren, konnten unsere Vorfahren mit den Nornen als Mittlerinnen zwischen den Welten in Verbindung treten, ihr Schicksal erfragen und es unter geschick(sal)ten Umständen zum Besseren wenden.

Eines dieser im Norden verbreiteten Symbolsysteme zur Kontaktaufnahme mit Göttlichen und Nornen nennt sich Futhark, nach den ersten sechs der vierundzwanzig Zeichen, die es umfasst.

Jedes dieser Zeichen hat eine Bedeutung, das für sich allein schon, mehrfach laut ausgesprochen, eine beeindruckende Wirkung entfalten kann (so glaubten es unsere Altvorderen. Ich empfehle, es einfach mal auszuprobieren. Es könnte zu Überraschungen kommen). Sie nannten diese Zeichen „Runen“, was so viel bedeutet wie raunen, was wiederum die magische Bedeutung und geheimnisvolle Energie des „Geraunten“ in den Mittelpunkt stellt.

So steht etwa die Rune Elhaz oder auch Algiz genannt, für Schutz (mal so ganz profan auf ein Stichwort reduziert).

Eine Kontaktaufnahme mit Göttlichen und Nornen ist sicher eine tolle Sache und war für unsere Ahnen sehr bedeutend. Ebenso spannend finde ich die Möglichkeit durch die Runen mit meinen eigenen Vergangenheiten, Gegenwarten und Zukünften in Verbindung treten zu können. Die Runen bieten neben anderen Systemen die Möglichkeit, mit meinen eigenen Seelenwelten in Verbindung zu treten, sie mit Ideen und Emotionen zu versorgen und ihnen auf diese Weise vielleicht einen Leitfaden für zukünftige Leben und Leben zwischen den Leben zu geben.

*

Manchmal ist das Internet ja recht inspirierend. So fand ich vor kurzem eine kleine Runen-Meditation, in der die 24 Runen des Elder Futhark vorgestellt wurden - einfach mal suchen, es lohnt sich; natürlich nur, wenn es Dich wirklich interessiert.

Jede dieser Runen hat spezifische Ausprägungen, jeweils mit einer hellen und einer dunklen Bedeutung entsprechend den zwei Seiten, auf die sie fallen kann.

Ist ja klar, wenn ich die Runen beispielsweise auf ein Tuch werfe, fallen manche Runen auf die Seite mit dem Zeichen (hell), andere auf die unbemalte Seite (dunkel).

Jedenfalls hat mich diese Runen-Meditation aus dem Internet verführt, im Folgenden 24 Meditationen zu unterschiedlichen möglichen Aspekten der SeelenWelten zu gestalten, von denen ich jede einer dieser mächtigen Runen zuordne.

Und - da ich ja meiner Seele wirklich tolle, helle Leben ermöglichen möchte, betrachte ich in diesen Meditationen natürlich nur die helle Seite der Runen.

Ich bin sicher, dass unsere Altvorderen, dieses Vorhaben wohlwollend, wenngleich vielleicht mit einem leichten Stirnrunzeln oder Augenzwinkern begleiten.

Zu ihrer Zeit, damals am Feuer, haben sie die Namen der Runen meist sehr vorsichtig geraunt. Doch auch sie fütterten ihre Seelen bereits mit Geschichten, Gedichten, Gesängen, Legenden von der Magie der Runen, von den Möglichkeiten des Geistes, von Reisen in andere Welten und Zeiten.

Übrigens wurden Runen-Rituale vorzugsweise in Gedichtform vorgetragen, wofür ich mir zwei gute Gründe vorstellen kann:

Zum einen merken wir uns (wenn es auf den genauen Wortlaut ankommt) Gedichte leichter als Geschichten,
z.B. „Runen raunen rechte Rede“ (was so viel heißt, wie „Runen lügen nicht“).

Zum andern kann ein (mehr oder minder) gereimter Spruch wirklich etwas Magisches auslösen, vor allem wenn er vielfach wiederholt wird.

Mir scheint, die Götter mögen Reime.

Bei einem Spaziergang habe ich einmal einen, wie ich damals dachte, belanglosen Vers vor mich hin gesummt.

Mit Feen und Elfen und Zwergen. Immer und immer wieder. Und plötzlich und unerwartet wurde der Weg vor mir bunter, strahlender, heller, als hätte ich ein Tor durchschritten, in eine Feenwelt.

Damals habe ich mich sehr erschreckt und gefürchtet, da ich von alten Legenden wusste, dass es beim Betreten der Feenwelt zu Zeitphänomenen kommen kann. Du hältst Dich einen Tag in ihrem Reich auf, kehrst in der Blüte Deiner Zeit zurück und im Hier sind Hundert Jahre vergangen. Daher bin ich damals sofort umgekehrt. Schade - vielleicht.

Jahre später erzählte ich meinem Vater von meinem Erlebnis. Er kannte Ort, hatte in seiner Jugend Ähnliches erlebt, es nur aus Gründen, die jeder von uns verstehen würde, nie jemandem erzählt.

Ein gutes Beispiel für den magischen Erfolg wiederholter Rezitationen sind auch Hinduistische oder Buddhistische Mantren. Es heißt, durch sie sei es möglich Heilung zu erfahren und sogar Seelen zu erlösen.

Die Götter oder irgendetwas in den Multiversen scheint Reime zu mögen. Und ich mag sie auch. Bitte sieh‘ es mir daher nach, wenn ich versuche den einen oder anderen Sachverhalt in Gedichtform zu formulieren.




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