Seelenwiesen - Gedankensplitter

Thule, Insel meiner Ahnen


Thule, eine Insel im Nirgendwo. Thule. ein Nirgendwo genau hier, bei mir. Thule, die Insel, auf der ich immer schon zu Hause war, bei meinen Ahnen und Urahnen, bei meinen Kindern und Urkindern.

Für mich ist es Thule, für Dich vielleicht Fanghorn oder das kleine Familiengrundstück bei Frankfurt.

Gerade heute glauben viele, den Kontakt zu den Ahnen verloren zu haben. Oder sie möchten diesen Kontakt gar verlieren, weil sie die Ahnen für Verlierer halten, was nicht sehr wunderlich scheint, betrachten wir all das, was uns in der Geschichte der jüngeren Vergangenheit über unsere Familien erzählt wird.

Wir hören von grausamen Kriegen und der Schuld unserer Ahnen. Die einen sind als Berserker mitgezogen, die anderen haben sich nicht gewehrt - alle schuldig!

Doch unsere Herzen flüstern etwas anderes, etwas von liebevollen Vätern und Müttern, von Großeltern und Urgroßeltern, von Heimat und Vertrautem.

Unsere Herzen erzählen uns von der Angst, in der unsere Vorfahren leben mussten. Einer Angst, die erst wir und unsere Kinder zu überwinden im Stande sind oder sein werden.

Eines, was wir von unseren Eltern gelernt haben, ist die Zeit.

Wir leben nicht von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang wie unsere Vorfahren. Die Zeit sitzt uns immer im Nacken. Das geht im Kindergarten los und endet für viele mit den Mahlzeiten und dem Fernsehprogramm im Heim für die Alten.

Die Zeit spielt wirklich eine bedeutende Rolle in unser aller Leben.

Oder ist es nicht so?

Betrifft es nur die sogenannte westliche Zivilisation?

Ich bin da nicht mehr so sicher.

Von unseren Eltern, gleichwohl von unserer Gesellschaft lernen wir Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Verantwortung. Wir lernen, dass wir anderen vertrauen sollen, uns selbst gleichwohl hinterfragen sollen und grundsätzlich kritisch gegen uns selbst sein sollen.

Wir werden erzogen zu gehorchen. Gehorchen hängt eng zusammen mit auf-jemanden-hören. Jedoch werden wir weder angehalten auf die innere Stimme zu hören, noch auf das, was unsere Eltern sagen.

Mehr noch werden wir zu Misstrauen gegen uns selbst und unsere Eltern erzogen.

Vertrauen in Vorgesetzte, Misstrauen gegen die eigene Familie. Das ist die Architektur der westlichen Zivilgesellschaft.

Es ist glücklicherweise gar nicht mein Thema.

Vielmehr wollte ich etwas über die Zeit selbst erzählen. Ein Moment kann endlos scheinen, während die Jahre "wie im Fluge" vergehen.

Eine Uhr ist eine Uhr, egal ob analog oder digital.

Daran zweifelt hier und heute niemand.

Und dennoch empfinden wir, ich jedenfalls, deutliche Schwankungen in der Zeit:

Momente, die unerträglich ewig sind, Tage, die unglaublich schnell vergehen, an denen ich aufwache und am Abend das Gefühl habe, dass seit dem Aufstehen gerade eine Stunde vergangen sei.

Wir sind regelrecht auf die Zeit konditioniert.

So glauben wir genau zu wissen, wie Zeit funktioniert, etwa, dass Zeit nur in eine Richtung läuft: von jetzt auf gleich.

Ist dem wirklich so?

Betrachten wir die Entwicklung eines Computerspiels.

Die Programmierenden erschaffen fortlaufend eine Vergangenheit. Sie stellen das Heute dar, dann das Gestern, dann das Vorgestern...

Sie konstruieren mögliche Spielstufen für die Zukunft, je nachdem, wie sich die Spielenden entscheiden.

Doch, was sie eigentlich planen ist die Vergangenheit. Das Spiel entsteht aus einer Geschichte heraus. Je komplexer diese Geschichte, desto spannender die Möglichkeiten der Gestaltung für die Spielenden.

Es ist ein wundervolles Beispiel für das Entwickeln von Vergangenheiten.

Warum sind wir uns so sicher, dass wir nicht das Gleiche mit unserer realen Vergangenheit veranstalten. Wir entwickeln mögliche Vergangenheiten und suchen Beweise dafür, die wir dann natürlich auch finden (weil sie existieren oder weil wir sie finden möchten), in Form von Steinen, Hügelgräbern, Knochen, gestorbenen Sternen ...

Geschichte wechselt ständig ihre Axiome.

Die Wissenschaft tut es ihr gleich; doch sie akzeptiert das nicht.

In naher Zukunft kann ich mir einen wissenschaftlichen Fachbereich vorstellen, der sich mit der zukünftigen Entwicklung der Vergangenheit beschäftigt. Er wird die Gegenwart eben so sanft auf den Kopf stellen, wie der Glaubenssatz: "Geist schafft Materie!"

In frühere Zeiten würden wir dank solcher Thesen einen Glaubenskrieg hineindenken.

Für den Moment scheint mir ein universitärer Disput, nach ausgiebig genossener Leugnung der Möglichkeit angebracht.

*

Doch kehren wir zurück zu den Ahnen und Kindern, den Urahnen und Urkindern.

Im Zeitalter der linear geglaubten Zeit ist ein Einfluss meiner Ahnen auf mein heutiges Verhalten durchaus plausibel. Weniger vorstellbar ist das Einwirken von noch nicht geborenen Urenkeln auf meine derzeitige Existenz.

Natürlich gehe ich davon aus, dass bereits meine Kinder etwas reifer und klüger und bedachter und herzlicher und wundervoller sind, als ich es je sein werde.

Wie viel wundervoller, fantastischer (ich explodiere gleich vor Freude) ist es dann, mir meine großartigen Urkinder vorzustellen.

Sie werden eine Welt mitgestalten, in der Liebe und Herzlichkeit alle Wesen prägen und zu Verständnis untereinander führen.

Ihr Tagwerk beinhaltet Meditation, Mitgefühl, Freude, Glück, Verständnis und Erkenntnis auf Ebenen, die weit höher schwingen als alles, was aktuell an Schwingung zu erkennen, zu erklären, zu messen ist.

Wie viel bedeutender werden diese Vorstellungen, wenn ich in die Wirkung meiner Urkinder auf mich im Hier und Heute hineinspüre.

Sie begleiten mich ebenso wie die Krafttiere mich begleiten und die Schutzengel. Und - im Gegensatz zu den Menschen meiner aktuellen Zeitschiene, wissen meine Urkinder über das wundervolle Wirken ihrer Urkinder auf sie sehr genau Bescheid.

Die gesamte Kette von Urahnen und Urkindern ist miteinander verbunden, ja sogar ineinander verflochten. Und selbst, wenn wir einen Großteil dieser wunderbaren Wesen niemals bewusst wahrnehmen, sind sie doch immer ein Teil von uns, ein Teil unseres Hauses, unserer Sippe, unseres Clans.


Dieses Bewusstsein erfüllt mich mit großer Freude!




zurück